Euroship Services Luxe Motor Kees Cornelissen Shipyards Erfahrungen beim Bootbau

Ausser Spesen nix gewesen

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Es ist Freitag, der 15. November und wir sind zurück aus Holland. 

Aber der Reihe nach.

Der nächste Gerichtstermin stand für den 12. November an. Nachdem die Werft scheinbar keinen Schritt in Richtung Schiffsabgabe tat, sahen wir uns gezwungen, die Busse erhöhen zu lassen. 500 Euro im Tag schien für Kees Cornelissen und seine diversen Shipyards nicht ins Gewicht zu fallen. Jedenfalls nicht in einem Ausmass, das Bewegung in den Abbau der Caro gebracht hätte. Auch hatte die Werft nach wie vor keinen Versicherungsnachweis erbracht. Ein Thema, wovon wir durch einen Gerichtsbeschluss endlich Sicherheit erhalten wollten.

Alle Versicherungen, die wir selber angefragt hatten, waren nicht bereit ein Boot auf unseren Namen zu versichern, so lange es auf einer Werft in Anbau war.

Wunder gibt es immer wieder.

Am 5. November erreicht uns ein Mail «te water gelaten». Wir waren tatsächlich mehr als überrascht, hatten wir doch am Morgen des 5. Novembers noch mit Jim Cornelissen ge-whatsapped, «Es sei so ruhig. Wo wir denn stünden?». Und ob das Boot noch diese Woche ins Wasser käme. Wir hatten bereits mehrmals darum gebeten, dabei sein zu können.

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Das hatten wir nicht vorhergesehen.

Unser Experte hatte zwar volle Auftragsbücher doch war er bereit, für uns seine Agenda umzustellen, damit wir am 12. und 13. November die Abnahmeprüfung durchführen könnten. Da wir unser Unique Place an de River Waal im Hinblick auf den Gerichtstermin natürlich schon gebucht hatten, kam uns das Datum entgegen.

Nach einigen kleineren schriftlichen Scharmützeln zwischen den Anwälten, produzierte die Werft auch den Versicherungsnachweis, gültig ab 18. Oktober 2019. Nicht auszudenken, wenn vorher etwas passiert wäre. Das Schiff war ja bereits seit 4. März 2018 in unserem Besitz.

So annullierten wir den Gerichtstermin vom 12. November und pilgerten am vorhergehenden Sonntag voller Hoffnung auf ein baldiges Ende des Dramas nach Holland. Pilgern bedeutet für uns, alle fünf Hundis ins Auto zu packen und 700 km fahren.

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Nach unserer Ankunft telefonieren wir mit Joris Klompé, unserem Anwalt. Er hat in der Zwischenzeit mit Bellmarine, Cornelissens Motorenlieferanten telefoniert und versucht in Erfahrung zu bringen, ob die Motoren funktionieren. Die Aussage von Bellmarine war, dass mit dem Monitoring etwas noch nicht stimmt und geplant sei, das am Dienstag nachmittag in Ordnung zu bringen. Das Boot sei nicht fahrbereit, bis das nicht repariert sei. Weil wir doch noch etwas Zweifel hegten, baten wir Jim um einen Termin für eine kurze Besichtigung des Bootes am vorhergehenden Montag. 

Wir fragen Jim, ob er am Dienstag bei den Probefahrten auch dabei sein wird. Wir wären froh darum. Jim sagt, er wisse gar nichts von Probefahrten, werde aber Kees fragen.

Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.

11.11.2019, 10.00 Uhr. Besuch auf der Werft. Termin mit Jim Cornelissen.

Wir treffen ein und gehen ins Büro. Jim begrüsst uns freundlich. Kees Cornelissen kommt hinzu und erklärt uns, es sei pures Entgegenkommen seinerseits, dass wir heute schon auf unser Schiff dürfen. Es werde noch auf dem Schiff gearbeitet. Er gebe uns genau bis 11 Uhr Zeit. Dann hätten wir weg zu sein.

Wir begehen das Schiff mit Jim und sind positiv überrascht, dass wirklich alles vorhanden zu sein scheint und es sieht tatsächlich fertig aus.

Einige kleinere Dinge sind noch zu machen. So ist zum Beispiel eine Toilettenbürste noch nicht aufgehängt. Ich sage zu Jim «Floris weiss ja wo sie hinkommt». Jim sagt: «Floris kommt nicht mehr auf das Schiff». Später erfahren wir von einer Bekannten, dass Floris wohl nicht mehr für die Werft arbeitet. Wir werden die Toilettenbürste, wie auch die Vorhangstangen selber aufhängen. Kein Thema. Interessanterweise scheint Floris später doch wieder für Cornelissen zu arbeiten.

Wir schreiben um 16.09 Uhr Jim eine WhatsApp mit der Information und fragen ihn, ob er denn morgen, also am Dienstag, nun dabei sei. Wir schreiben auch, dass wir halt morgens alles andere testen werden und die Probefahrten dann starten, sobald Bellmarine das Monitoring und die Motoren richtig eingestellt hat. Unseres Erachtens war das Boot somit nicht abgabebereit, da nicht fahrtüchtig.

Cornelissen hatte die CARO eine Woche zuvor als abgabebereit gemeldet, um die 500 EUR/Tag Busse nicht mehr zu schulden. Bis zu unserem Eintreffen eine Woche später, wurde jedoch, wie man uns erzählt hat, noch an dem Boot weitergearbeitet.

Jim antwortet umgehend er hätte noch mit Kees kommuniziert und verstanden, dass für die Abnahme und Prüffahrten 2 Tage eingeplant seien. Das stimmte soweit auch. Am Dienstag würde dann erst alles andere kontrolliert, um dann am Mittwoch die Probefahrten auszuführen. OK. Das hören wir zum ersten Mal, aber wir können damit leben. Jim hätte von seinem Bruder Glenn verstanden, dass Bellmarine letzte Woche Fehler bei der Systemeinstellung gemacht habe und der Lieferant der Elektrokomponenten Hooymans habe das am Montag morgen erst entdeckt.

Echt jetzt? Bellmarine sind doch die Experten, denken wir. Und Kees sagte er habe die ganze Woche schon mit dem Boot gefahren. Dann hätte Cornelissen die Fehler doch vor Montag entdecken müssen?

Jim schreibt weiter, es stimme also, dass das Boot nicht ganz abgabebereit sei. Aber dafür könne die Werft nichts. Da könne man sehen, dass ein Elektroantrieb etwas komplizierter sei als ein Dieselantrieb. Er habe aber vergessen, dass er am Dienstag einen privaten Termin wahrnehmen müsse und er könne nicht dabei sein. Am Mittwoch werde er die Probefahrten begleiten.

Wir erwidern, das sei eigentlich nicht so vereinbart gewesen, aber auch gut. Jim fragt, ob wir ihm doch noch kurz – wie bereits angeboten – die Mails der Werft weiterleiten könnten, damit er genau wisse, was abgesprochen sei.

Inzwischen hat unser Anwalt – nachdem er erfahren hatte, dass Jim Cornelissen, unser Betreuer der Werft nichts vom Expertentermin am Dienstag wusste – bei der Werft angefragt, ob der Termin wirklich bestätigt sei.

Kees Cornelissen schreibt zurück: «Hallo, Proefvaart is schriftelijk gepland». Nicht mehr und nicht weniger. Das schicken wir Jim weiter.

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12.11.2019, 10.00 Uhr. 1. Tag Abnahmeprozedere

Wir treffen um 9.45 Uhr ein und treten nichtsahnend in die Werfthalle, die zum Büro führt. Roland wirft ein Blick auf ein anderes Boot, das gerade in Anbau ist. Da wird hinter uns fuchsteufelswild an die Fensterscheibe zwischen Büro und Halle geschlagen und Kees Cornelissen schreit: «Das Büro ist hier». Das beginnt ja gut. Wir drehen uns um und beschliessen draussen auf unseren Experten zu warten. 

Pünktlich fährt Guido Beekmann auf den Parkplatz vor und wir sehen uns zum ersten Mal persönlich. Bisher haben wir ausschliesslich gemailt und telefoniert.

Ich lese ihm kurz das Mail von Kees Cornelissen vor, das er an unseren Anwalt geschickt hatte:

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Übersetzt: Es ist doch möglich morgen zu fahren. Es ist jedoch weder an Ihnen (Anwalt)  noch an Ihren Kunden (wir), die Ablieferung zu steuern. Es sind zwei Tage für die Ablieferung eingeplant, wie zuvor schriftlich vereinbart. Die Werft entscheidet, was an diesen beiden Tagen passiert, was bedeutet, dass morgen die Kontrolle des Schiffes der Spezifikationen auf dem Programm stehen. Am Mittwoch werden die Prüffahrten durchgeführt. Auch das Fahren wird nach einem vorher vereinbarten Protokoll durchgeführt; auch das wird weder von Ihnen noch von Ihren Kunden geleitet.“

Quintessenz: Die Werft bestimmt, wie die Abnehme vor sich geht. Der Kunde hat nicht das Geringste zu melden.

Gemeinsam treten wir ein und werden an den Sitzungstisch platziert. Was nun folgt hat mit einer Kunden-/Lieferantenbeziehung nichts zu tun. Jedenfalls nicht, so wie wir sie kennen.

Als erstes erklärt Kees Cornelissen laut, sehr laut, dass wir gar nichts zu melden haben. Er bestimmt, wie was vonstatten geht. Obwohl er unseren Experten Guido Beekmann als erstes fragt: «Wie ist ihr Plan heute?» wartet er die Antwort nicht ab:    

«Wat is uw plan vandaag? Want ik had begreepen, dat de advocaat . . . . dat jullie hebben in het hoofd hoe het moet. . . en will daar mee erst beginnen dat. . . we hebben . . . 

wir haben ihnen gestern erlaubt, das Schiff zu besuchen. . . Nachdem sie weg gegangen sind, haben sie eine Lawine mit Scheisse produzieren lassen durch die. . .»

Wer in dieser Aussage keinen Sinn erkennt, dem ergeht es wir uns.

Nach einigem hin und her – das ganze Transkript des Protokolls liegt vor – ging es dann weiter:

Cornelissen (Originalton): 

«Wenn wir die Spezifikationen nicht erreichen, ist das ein andere Thema. So. Wir hätten heute geplant, wie geschrieben schon lange her, 2 Wochen zurück, das Schiff heute als Schiff zu kontrollieren und morgen zu fahren. Ich hab das jetzt umgetauscht. Weil ich hab auch eine Experten eingeladen zu . . . raschelt in Papieren . . . der kommt . . . So das Programm heute ist, dass sie jetzt nach dem Schiff gehen können. Sie können sich die Arbeit mit die Kontrolle machen. Patrick geht mit ihnen mit. …..»

Wie denn «vor 2 Wochen schon geschrieben»? Das Schiff wurde uns überraschend am 5. November, also vor genau 7 Tagen als «zu Wasser gelassen» gemeldet. Es wurden uns grosszügig 2 Tage für die Expertenabnahme zugestanden. Normalerweise arbeitet ein Schiffsexperte selbständig und zügig seine Checkliste für die Expertise durch und muss auch selber fahren können.

Jedenfalls geht der Monolog, der in einem Scharmützel endet, noch weiter. Irgendwann sagt Kees Cornelissen in Widerspruch zu seinen Aussagen vor ein paar Minuten:

«…. und wenn meine Experte hier ist, dann fahren wir. Dann geht Bellmarine nochmal die Daten prüfen, geht Bellmarine nochmal sehen, wie er das noch besser balancieren kann, und dann wird das auch noch erledigt, und danach, nach dem Fahren, können sie mir weiter gehen mit die Schiff Kontrolle und dann ist es alles heute erledigt.»

Also jetzt doch heute fahren?!?

«Het is afgesproken, standaard, all drie weken terug, Dinsdag en Woensdag opleveren. Dinsdag het schip en woensdag varen. Dat is afgesproken.«

«Es wurde so abgesprochen, standaard, schon vor drei Wochen, Dienstag und Mittwoch prüfen. Dienstag das Schiff und Mittwoch fahren. Das ist abgesprochen».

So wird aus «vor zwei Wochen» ein «vor drei Wochen». Dass das Schiff im Wasser liegt, wurde uns immer noch vor 7 Tagen mitgeteilt. . . .

«Maar we gaan vandaag het hele programma doen. Ook all wordt het donker.«

„Aber wir werden heute das ganze Programm durchführen. Auch wenn es dunkel wird.“

Ähh. . . Jetzt sind wir vollends verwirrt.

Um 10.15 Uhr wird uns erlaubt, in Begleitung von Glenn Cornelissen und dem Mitarbeiter Patrick aufs Schiff zu gehen.

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Noch ohne Kennzeichnung  aber immerhin im Wasser.

Aber was ist es kalt auf dem Boot…. Meine erste Frage gilt der Heizung. Läuft die nicht?

Patrick meint, sie sei eingeschalten. Leider läuft sie aber trotzdem nicht. Wie sich später herausstellt, läuft die Heizung ausschliesslich auf den Generator oder auf Landstrom. Da unser Bötchen beim Anschluss an den Strom auf dem Steg aber die Sicherungen heraus haut und der Generator nicht drehen darf, haben wir keine Heizung für die Expertise und frieren, was das Zeug hält. Wir haben noch bei keinem Boot erlebt, dass die Heizung nicht über den Inverter angeschlossen werden konnte. Also ist das der erste Punkt auf der Mängelliste. (Später kam dann noch heraus, dass es auf dem Boot nur warmes Wasser gab, wenn auch die Heizung lief.)

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Bibbern ist angesagt.

Zum Glück hatte ich die Kaffeemaschine aus unserem BnB ausgeliehen und wir konnten unsere Finger an einer Tasse Kaffee wärmen.

Die Liste wird länger. So laufen auch weder die Herdplatten noch die Waschmaschine oder der Trockner und auch der Geschirrspüler nicht über den Umwandler. Es ist ja nicht so, dass wir alle Geräte gleichzeitig laufen lassen wollen. Aber Kochen (und Heizen) ohne den Generator laufen lassen zu müssen, wäre schon cool. Eigentlich eine ganz normale Anforderung, die uns auch so zugesagt worden war. 

Ratlos lässt uns auch die Messung der Höhe des Bootes zurück. Gemäss den Spezifikationen sollte das Boot nicht höher als 345 cm sein. Nun werden 352 cm gemessen. Und der höchste Punkt sind auch noch die Solarpanel. Nachdem viele Brücken in Holland 350 cm hoch sind, wird das mühsamer als bestellt. Wir sind gespannt, wie die Werft das zu lösen gedenkt. Natürlich wäre mehr Ballast eine Möglichkeit. Aber die Badeplattform wird  jetzt schon von Wasser überspült und bremst. . .

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Die hintere Deckwaschpumpe war vergessen worden. Wir hätten die aber gern, um unsere 20 Hundepfoten nach den Spaziergängen im Schlamm abspritzen zu können, bevor alle aufs Boot hüpfen. 

Spinone Italiano

Sie sind gross, diese Hundepfötchen.

Die Ankerwinch wurde so nahe an die Bugwand verlegt, dass man sich beim Drehen die Hände einklemmt. Das war schon auf das Boot der Teeds bemängelt worden. Hätte die Werft von der Erfahrung nicht lernen können?

Die fehlende Lüftung im Motorraum ist ein weiterer – nicht nur unseres Erachtens – gravierender Mangel. Später stellt sich heraus, dass dieser Mangel die Ausstellung des gültigen CE-Zertifikates bis 2021 vereiteln wird. Ein ungültiges werden wir erhalten.

Wir frieren uns den ganzen Morgen durch die Mängel, bis dann um 14 Uhr der Motorentechniker von Bellmarine eintrifft. Kees Cornelissen hatte ja informiert, er komme, um noch das Finetuning der Motoren durchzuführen.

Das Schiff wird ohne weitere Ankündigung los gemacht und Cornelissen steuert los. Unser Experte versucht einen Blick auf die Anzeigen zu erhaschen, was schwierig ist, da er konsequent geblockt und ihm der Rücken zugekehrt wird. Seine Fragen werden wenn überhaupt laut und aggressiv und in jedem Fall ausweichend beantwortet.


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Wie sich dann heraus stellte, bestand das Finetuning der Motoren darin, dass Messfahrten durchgeführt wurden, um die beiden Motoren synchron laufen zu lassen. Die Anzeige am Armaturenbrett zeigte nicht das gleiche an, wie die Anzeige im Motorenraum.

Nach Cornelissens einsilbigen Antworten versucht unser Experte sein Glück direkt beim Bellmarine Mann. Aber der war im Vorfeld schon instruiert worden auf gar keinen Fall unsere Fragen zu beantworten, was er denn auch bedauernd mitteilte.

Wir dümpeln also ohne etwas tun zu können auf der Lithse Ham mit. Die gute Nachricht: Das Boot schwimmt und es macht bisher keine Anstalten unter zu gehen. Die Sicht aus den grossen Fenstern ist rundum schön.

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Gegen 16 Uhr wird wieder angelegt und Cornelissen bestellt Guido Beekmann in den Maschinenraum um ihm mitzuteilen, Bellmarine kriege das Problem mit den Elektromotoren heute nicht mehr gelöst und auch am Tag darauf, am Mittwoch, seien keine Probefahrten mehr möglich. Durch den Motorenfehler darf zudem der Generator nicht laufen.

Aber. . . es ging doch nur um ein Finetuning?!?

Wir beschliessen die Techniker arbeiten zu lassen und machen uns frustriert von dannen. War das Boot also doch nicht ablieferbereit? Durch die Meldung der Fertigstellung wurden natürlich erstens die Bussenzahlungen unterbrochen und zweitens haben wir den Gerichtstermin vom 12. November zurück gezogen. Nicht zu vergessen die 1400 km, die wir wieder für die Katz gefahren sind.

Jedenfalls machen wir uns mitsamt Kaffeemaschine auf den Weg in unser BnB, um mit Guido zu besprechen, was denn nun eigentlich passiert ist. Wir sind doch eher sehr perplex.

Guido ruft als erstes den Kunden an, den er am Mittwoch für unsere Expertise verschoben hatte. Der Kunde freut sich, dass Guido Beekmann nun wider Erwarten am nächsten Tag doch Zeit für ihn hat und wir, dass wir unseren Experten nicht für einen verlorenen Mittwoch bezahlen müssen.

Roland und ich haben unser BnB bis Donnerstag gebucht und werden den Mittwoch mit einem Treffen mit meiner Familie füllen. Am Donnerstag haben wir auf dem Rückweg noch einen Termin bei unserem Anwalt, Joris Klompé in Loosdrecht eingeplant.

Ausser Spesen nichts gewesen.

Am Mittwoch morgen erfolgt dann plötzlich um 06.40 Uhr eine E-Mail an unseren Anwalt:

Der defekte Sensor sei ausgewechselt worden. Die Probleme «scheinen» gelöst. Der Generator konnte noch nicht getestet werden. So wie es aussieht, besteht die Möglichkeit, dass der Generator noch vor dem Mittag funktioniert. Der Techniker käme aber erst um 8 Uhr.

Unser Anwalt war da noch gar nicht an der Arbeit und somit haben auch wir dieses Mail verschlafen.

Dann das zweite Mail von Euroship Services um 08.15 Uhr. Diesmal haben auch wir direkt eine Kopie erhalten.

Der Elektriker sei jetzt anwesend. Er werde das System kontrollieren. Cornelissen schreibt: «Wir denken und hoffen, dass weiter keine technischen Überraschungen an die Oberfläche kommen und das System um den Mittag herum operationell ist. Wir halten Sie auf dem laufenden».

Naja, das ist schön. Aber ohne unseren Experten, der jetzt andere Termine angenommen hat, nützt uns das am Mittwoch Nachmittag nichts. Wenn es denn überhaupt vielleicht hoffentlich funktioniert.

Dann irgendwann nach 12 Uhr das dritte Mail: «Update 13. November 2019 11.50 Uhr morgens»

Der Generator laufe wieder. Alle Apparate wie Heizung, Airco, Waschen und Trocknen, die auf den Generator angeschlossen (!) sind, funktionieren. . . . .

Zurück zur Tagesordnung! schreibt Cornelissen:

«Für die Ablieferung sind zwei volle Tage geplant, also geht die Werft davon aus, dass die Kunden (wir), wie auch Herr Beekmann heute Nachmittage einfach zur Verfügung stehen um die letzten Pünktchen der Abnahme abzuarbeiten, so dass die Ablieferung und die Probefahrten heute Abend vollständig abgerundet sind.

Der guten Ordnung halber ersuche ich Sie, und so weit nötig stelle ich Sie in Verzug, heute Nachmittag auf der Werft anwesend zu sein, um die Abnahme und die Probefahrt weiter abzurunden. Sollten Sie dem nicht Folge leisten, zeigen Sie einmal mehr, dass Sie nicht auf redliche Art und Weise an einer korrekten Ablieferung des Schiffs mitarbeiten wollen. Abgesehen davon werden wir für zusätzliche Probefahrten oder Expertisen extra Kosten verrechnen. Ich ersuche Sie, vom oberstehenden Kenntnis zu nehmen.»

Ah, da ist sie doch wieder die bereits bekannte Tonalität der Werft. Da die Sklaverei jedoch seit mehr als hundert Jahren abgeschafft wurde, können wir beim besten Willen unseren Experten, Guido Beekmann nicht von jetzt auf gleich auf die Werft beordern. Die Fahrt allein dauert für die knapp 90 km von Muiden nach Heerewaarden schon mal eine Stunde.

Unser Anwalt, der sinnigerweise Empfänger des Mails ist, schreibt in der einzig möglichen Antwort auf dem korrekten Dienstweg an den Anwalt der Werft, er wisse nicht so recht was er mit diesem Mail beginnen solle. Er erwarte gerne eine neue eindeutige Meldung das Boot sei abgabebereit wonach wir, seine Klienten, dann einen neuen Termin mit der Werft und unserem Experten vereinbaren würden.

Der Gegenanwalt, Frits Hommersom schreibt sogleich von seinem iPhone, die Mitteilung und unsere Herbeizitierung durch die Werft seien eindeutig. Folgten wir dem nicht, seien wir in Verzug.

Roland und ich, die gerade mit einem Bekannten beim Mittagessen sitzen und tatsächlich dabei auch noch unsere E-Mails lesen, überlegen, ob wir unsere Gabeln jetzt fallen lassen und zur Werft eilen sollen. Aber ohne Experten, der seinen Bericht schreibt. . . . Wir wissen schon gar nicht mehr, wo uns der Kopf steht vor lauter hin und her.

Wir telefonieren mit unserem Experten, der angibt am Donnerstag unverschiebbareTermine zu haben aber am Freitag seine Agenda soweit frei machen zu können, dass er die Expertise dann zu Ende bringen könnte.

Wir hatten unser BnB nur bis Donnerstag gebucht. Aber auch unsere liebe Vermieterin tut was sie kann und wir könnten eine Nacht länger bis Freitag bleiben. Ab Freitag ist sie aber übers Wochenende ausgebucht und so müssten wir nach den Probefahrten gleich nach Hause fahren. Das ist zwar sehr anstrengend, doch um die Geschichte endlich zu einem Abschluss bringen zu können, sind wir auch dazu bereit.

Unser Anwalt schlägt also den Freitag, 15. November für die Probefahrten und die Abnahme vor. Daraufhin warten wir. Auf eine Antwort. Und warten.

Abends nach Büroschluss erhält unser Anwalt – ohne Kopie an uns – dann die Antwort: «…Freitag wird KEINE Gelegenheit gegeben das Schiff zu inspizieren. Wir werden Sie noch informieren wann Sie die Gelegenheit bekommen, das Schiff zu inspizieren.» Und die Welt ist eine Scheibe.

Joris Klompé, der das Mail netterweise auch nach Büroschluss noch bearbeitet hat, empfiehlt uns, wie geplant am Donnerstag, also am nächsten Morgen, den Weg in die Schweiz unter die Räder zu nehmen. Unsere liebe Vermieterin Gabrielle, die wir sogleich kontaktieren, hat volles Verständnis und nimmt uns die kurzfristige Annullation nicht nur nicht übel, sie verrechnet sie uns auch nicht. Überhaupt helfen uns viele nette Menschen bei diesem Theater in zu vielen Akten völlig selbstlos.

Wir sitzen jetzt im Auto irgendwo auf der A3 auf der Höhe von Medenbach in Richtung Basel. Es ist 15.54 Uhr und wir erhalten über Joris Klompé ein Mail des Gegenanwalts Hommersom. Grosszügigerweise bekommen wir die Gelegenheit am 20. oder 21. November die Probefahrten doch noch durchzuführen. Heute ist Donnerstag. Das ist dann nächste Woche Mittwoch oder Donnerstag. Sollten wir nicht bis morgen 10 Uhr mitteilen, ob wir das Angebot annehmen, verfällt es.

Das ist Kundendienst â la Euroship Services/Kees Cornelissen Shipyards International.

Nachtrag. Mittlerweile wurde der 21. November für die Probefahrten bestätigt. Was uns etwas zu Denken gibt, ist die Meinung der Werft, die Probefahrten seien letzten Dienstag bereits zufriedenstellend abgeschlossen worden. Einzig das Fahren auf Generator sei nicht möglich gewesen. Das könne nun nächsten Donnerstag noch nachgeholt werden. Das wird unserem Anwalt durch die Werft in Grossbuchstaben kommuniziert:

«GEDURENDE DE MIDDAG BLEEK DAT ALLE PARAMETERS OM TE VAREN IN ORDE WAREN MET UITZONDERING VAN HET VOLLE VERMOGEN MET GENERATOR. ER IS IDD DOOR DE WERF BESLOTEN DAT NIET MEER TE FORCEREN OMWEGE VAN HET RISICO APPARATUUR STUK TE MAKEN.

UW CLIENTEN EN UW EXPERT ZIJN VANDAAG HELAAS OP HET VERVOLG VAN DE PROEFVAARTEN NIET VERSCHENEN.»

«Wärend des Mittags schien es, dass alle Fahrparameter in Ordnung waren ausser des vollen Fahrvermögens auf Generator. Die Werft hat beschlossen, das, wegen des Risicos die Apparate kaputt zu machen, nicht zu forcieren. Um das eine oder andere technisch noch lösen zu können, wurden die Probefahrten in Absprache mit allen Parteien auf den nächsten Tag verschoben. Leider sind Ihre Kunden und Ihr Experte heute für die Fortsetzung der Probefahrten nicht mehr erschienen.»

Der nächste Akt wird folgen. Ich möchte jedoch kurz vorweg nehmen, dass die letzte Probefahrt am 21. November ebenfalls völlig unzureichend verlief. Und diesmal musste sogar Kees Cornelissen selber das zugeben. Er hat seine Meinung danach aber wieder geändert.


Expertenbericht Guido Beekmann, Beekmann Expertise Muiden

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